_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Thermische Altbausanierung ohne Außendämmung - Halbierung des Heizenergieverbrauches möglich

 

Fallbeispiel thermisch sanierte Altimmobilie


24 % der von den Haushalten verbrauchten Energie oder 17 % der gesamt verbrauchten Primärenergie (Deutschland 2010; siehe auch Klimagasausstoß durch Konsum und Primärenergieverbrauch Deutschland) wird für Raumheizung und Warmwasserbereitung aufgewendet.
Sowohl von der Kostenseite als auch bezüglich der klimarelevanten persönlichen CO2-Bilanz liegt hier also eine erhebliche und technisch beeinflussbare Einflussgröße vor.

Das im folgenden beschriebene Sanierungsbeispiel bezieht sich auf eine vierstöckige Zweifamilien-Doppelhaushälfte in Klinkerbauweise, Baujahr 1924, mit Gaszentralheizung (inklusive Warmwassererzeugung). Die Bauart in optisch ansprechendem Sichtklinker verbot das erste Mittel der Wahl, die komplette Außendämmung. 

Primärenergieverbrauch (Gas) für Heizung und Warmwasser:
Dank Einbau von Wärmemengenzählern im Jahr 1998 konnten, wie auf der untenstehenden Grafik dargestellt, die Obergeschosswohnung, die Erdgeschosswohnung und der Warmwasserverbrauch einzeln ausgewiesen werden.
Der Startverbrauch an Heizgas entsprach über 16 Litern Öl pro Quadratmeter, einer üblichen Größenordnung für Altbauten.
Die Grafik zeigt ebenfalls die im Lauf der Jahre vorgenommenen Baumaßnahmen, wie Innendämmung, Einbau von Wärmedämmfenstern, Aufdachdämmung, Brennwertkessel, Solarthermie und zusätzliche Pellet-Etagenheizung.
Gleichzeitig werden die Verbrauchswerte überlagert durch kalte/warme Winter, unterschiedliche Personenzahl und unterschiedliches Nutzerverhalten.
Die größten technisch bedingten Einspar-Effekte folgten aus der Aufdachdämmung (166 mm Schaumplatten), welche die Heizenergie der Obergeschosswohnung praktisch halbierte (rote Kurve 2002/2003),sowie aus dem Maßnahmenpaket 2008 mit Brennwertkessel, Solarthermie, und thermischer Sanierung des Obergeschosses. Die Pellet-Etagenheizung (2009)sowie die Erweiterung der Solarthermie-Kollektorfläche von 10 auf 22 m2 (2011) brachten nochmals  Einsparungen.
In Summe konnte die Heizenergie von über 40000 auf ca. 15000 kWh/a mehr als halbiert werden.

 

 

 

 

CO2-Bilanz:
Rechts sind die Jahre 1996/97 (vor den Renovierungen) und 2011/12 (danach) gegenübergestellt, und deren CO2-Ausstoß berechnet. Dieser drittelte sich nahezu von neun auf dreieinhalb Tonnen
CO2 pro Jahr, bezogen auf das gesamte Haus.
In Liter-Äquivalenten ausgedrückt, wurde aus einem "17-l-Haus" bis 2012 ein "7-l-Haus".
Zum Vergleich, die Energieeinsparverordnung fordert für Neubauten einen Verbrauch von unter 8 Litern Öl pro Quadratmeter und Jahr.
"5-l" kann man schon als Fertighaus kaufen, und selbst Null- oder Plus-Energiehäuser sind bereits technisch möglich, wie ein Beispiel aus Schweden zeigt, siehe "Grünes Leben im Plus-Energie-Haus", FAZ vom 22.2.2011.

Die Grafik unten zeigt die ökonomische Ersparnis, die sich, zu Gaspreisen von 2009, im Jahr 2012 bereits auf über 2000 € pro Jahr summierte.
Die ökologische Ersparnis betrug ca. 0,5 bis 1 Tonne CO2/(Jahr * Person) (je nach Personenbezugszahl), was 5-10 % des bundesdurchschnittlichen CO2-Ausstoßes von 10 Tonnen pro Person entspricht.
Diese Größenordnung stimmt gut mit Berechnungen überein, siehe "Klimagasausstoß durch Konsum".

 

 
Die Europäische Union und darin eingebunden Deutschland haben sich auf Basis des wahrscheinlichsten Klimaszenarios (gemeint ist in diesem Zusammenhang die Korrelation zwischen der Gesamtmenge an Kohlendioxid in der Atmosphäre und der daraus resultierenden Temperaturerhöhung) das Ziel gesetzt, die Temperatursteigerung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und daher den fossilen Energieverbrauch bis 2050 um 85 % zu senken (s. Energiewende) - dies unter der Annahme bzw. Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft vergleichbar agieren würde.

Für den Primärenergieverbrauch der privaten Haushalte wird hierbei eine deutliche Halbierung vorgesehen (bei gleichzeitiger Erhöhung der erneuerbaren Anteile), wofür eine Komplettsanierung des Gesamtgebäudebestandes bis 2050 unterstellt wird (s. auch "Leitstudie 2010" des Bundesumweltministeriums).
Dies bedeutet eine thermische Gebäude-Sanierungsrate von etwas über zwei Prozent pro Jahr. 


Stand April 2012