_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Identifikation und Analyse der größten klimagasrelevanten Konsumaktivitäten

 

Primärenergieverbrauch und Klimagasausstoß durch Konsum 

 

70 % des gesamtdeutschen Energieverbrauchs lassen sich den Haushalten zuordnen, entsprechend 3,7 kW pro Person.

 


Die Grafik rechts zeigt die Aufteilung (Statistisches Bundesamt, Stand 2004).

Je etwa ein Viertel entfallen auf Raumheizung und Verkehr, ein Fünftel auf den Stromverbrauch, 10 % auf die Ernährung und ein weiteres Viertel auf den sonstigen Konsum.

  Quelle: Statistisches Bundesamt, Publikationen Umwelt, "Die Nutzung von Umweltressourcen durch... private Haushalte", dort Tabelle 1 und 17; abgerufen 7.1.2010; Zahlen und Zuordnungen sind vereinfacht

 

 Aktionsmöglichkeiten bei der Raumheizung:

Beispiel 1: Die Ertüchtigung der Wärmedämmung des bundesdeutschen Durchschnittshauses (Verbrauch 16 Liter Öl pro Quadratmeter und Jahr) auf einen Standard knapp unterhalb der Energieeinsparverordnung von 2007 (7 Liter) spart 10 % des persönlichen Primärenergieverbrauchs (370 Watt).

Nebenrechnung: 9 Liter x 40 (m2 pro Person) x Dichte 0,8 kg/Liter x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x 1,12 (Ölgewinnungsverlustfaktor von 3/24, s. oberste Grafik) = 1000 kg CO2 (10 % von 10 Tonnen).

Beispiel 2: Das Absenken der Raumtemperatur um 1,5 oC spart 3 % des persönlichen Primärenergiebedarfs ein.

Nebenrechnung: Bei einem durchschnittlichen Temperaturgradienten innen/außen während der Heizperiode von 15 °C (5 °C außen / 20 °C innen) sparen 1,5 °C davon 10 %. Bezogen auf gesamt 24 + 3 % Primärenergie (s. Grafik), sind dies 2,7 % absolut, gerundet 3 %. 


             

Aktionsmöglichkeiten beim Stromverbrauch:

Beispiel 1: Der Ersatz eines Kühlschrankes mit Gefrierfach des Gütesiegels "A" durch "A++" spart 0,7 %.

Nebenrechnung: Der Geräteverbrauch sinkt von 230 auf 100 kWh/a. Differenz 130 kWh / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 = 72 kg CO2/Jahr (0,7 % von 10 Tonnen).

Beispiel 2: Der Ersatz einer Gefriertruhe des Gütesiegels "A" durch "A++" bzw. der Verzicht auf die Gefriertruhe spart 1,3 bzw. 2,6 %.

Nebenrechnung: Der Geäteverbrauch sinkt von 340 auf 170 bzw. 0 kWh/a. Differenz 170 kWh / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 = 126 kg CO2/Jahr (1,3 % von 10 Tonnen). Der Verzicht ergibt das Doppelte: 252 kg CO2-Ersparnis oder 2,5 %.

Quelle zu 1 und 2: Ratgeber Stromkosten, abgerufen 23.2.11.

 Beispiel 3: Der Verzicht auf auf einen Wäschetrockner spart 1,2 %.

Nebenrechnung: Es werden 8 % des Stromverbrauchs gespart: 0,08 x Stromanteil inklusive der Verluste 5+10 % (s. oberste Grafik) = 1,2 %.

Quelle: Strom Prinz, abgerufen 23.2.2011. Wer am Thema "Stromverbrauch der Haushalte" tiefer interessiert ist, findet dort Durchschnittsverbräuche der Haushalte mit verschiedener Personenzahl, eine Grafik mit den Hauptverbrauchern sowie Energiespartipps.

Beispiel 4: Das Abschalten eines PC's (Monitor, Prozessor, Grafikkarte, Rest) während zweier zusätzlicher Stunden pro Tag spart 1,6%.

Nebenrechnung: Die vier genannten Komponenten verbrauchen im Betrieb 50+120+80+50 Watt, in Summe 300 Watt. 0,3 kW x 2 h x 365 Tage / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 = 162 kg CO2/Jahr (1,6 % von 10 Tonnen).

Quelle: PC-Erfahrung.de, "Vergleich Stromverbrauch eines PC's...", abgerufen 23.2.2011


Beispiel 5: Das Abschalten des Stand-By-Modus eines PC's (Monitor, PC, Drucker) während 16 h pro Tag spart 0,9 %.
Videogeräte, Fernseher, HiFi-Anlagen, Steckernetzteile schlagen mit jeweils weiteren 0,2 bis 1,0 % zu Buche.

Nebenrechnung: Die drei genannten Komponenten verbrauchen im Stand-By-Modus 20 Watt. 0,02 kW x 16 h x 365 Tage / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 = 87 kg CO2/Jahr (0,9 % von 10 Tonnen). Die oben genannten sonstigen Elektrogeräte ziehen jeweils 2 - 20 Watt im Stand-By-Betrieb, siehe 2. Quelle.

Quelle: PC-Erfahrung.de, "Vergleich Stromverbrauch eines PC's...", abgerufen 23.2.2011; für weitere elektrische Geräte Energiesparen im Haushalt.de, "Stand-By Stromverbrauch", abgerufen 23.2.2011.

Beispiel 6: Der Ersatz einer ungeregelten durch eine elektronische Heizkreispumpe spart 1,4 %.

Nebenrechnung: Der Verbrauch sinkt von 80 auf 20 W. Differenz 0,06 kW x 8760 h/a x 0,7 (70% Laufzeit) / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 / 2 (Personen) = 137 kg CO2/Jahr (1,4 % von 10 Tonnen).

Quelle: Energiereferat Stadt Frankfurt, abgerufen 24.2.2011

Beispiel 7: Die Anschaffung eines mobilen Raumklimagerätes erzeugt einen Mehrausstoß von 4,1 %.

Nebenrechnung: Klimagerät mit 2400 W Kühlleistung, 1100 W Stromverbrauch, Laufdauer 500 h/a. 1,1 kW  x 500 h / 10 (kWh/Liter Öl) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x Verlustfaktor der Stromerzeugung 3 = 408 kg CO2/Jahr (4,1 % von 10 Tonnen).

 

Aktionsmöglichkeiten beim PKW:

Beispiel 1: Der Ersatz eines 8-l-Autos durch ein 6-l-Auto  spart 4,9 %.

Nebenrechnung: Es wird von 2 Personen und 20000 km/a Fahrleistung ausgegangen. Delta 2 Liter (pro 100 km) x 200 (..00 km) x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 / 2 (Personen) = 494 kg CO2/Jahr (4,9 % von 10 Tonnen).

Beispiel 2: Der Neukauf eines Zweitwagens erzeugt (einmalig) einen Mehrausstoß von  15,9 %.
Als Ersatzkauf amortisiert sich diese Aktion ökologisch innerhalb von gut 3 Jahren.

Nebenrechnung: Es wird wiederum von 2 Personen und einer Wagenlebensdauer von 5 Jahren ausgegangen. Die statistischen 4 % für Wagenneukauf (siehe oberstes Kuchendiagramm) entsprechen damit 51 Mio (PKW in Deutschland) / 5 (Jahre Lebensdauer) / 81 Mio (Einwohner) = 0,126 Wagenkäufe pro Person und Jahr. Ein Wagenkauf also 4 % x 1 / 0,126 / 2 (Personen) = 15,9 % (Einmalig).
Ökologische Amortisation in 15,9% / 4,9% = 3,2 (Jahren).

 

 

Aktionsmöglichkeiten beim Fliegen:

 Quelle: IPCC, Special Reports, „Aviation and the Global Atmosphere“, 1999,
dort: Summary for Policy Makers, Kap. 4
, abgerufen 5.2.11
Die Kennzeichnung "good" bis "very poor" beschreibt den wissenschaftlichen Kenntnisstand.

Um mit der Materie warm zu werden, zunächst ein paar technische Zahlen: Der Airbus A320-200 beispielweise hat ein maximales Startgewicht von 71 t, kann 29 t Kerosin aufnehmen und bis zu 164 Personen transportieren. Er hat also 0,43 t Gewicht pro Passagier (dies entspräche einem mit 3 Personen besetzten PKW, zum Vergleich).
Eine Boing 747 mit 300 Personen benötigt in der Startphase (für die ersten 2 km) 63 kg Kerosin pro 100 km und Person, für den Steigflug 9,1 kg und für den horizontalen Streckenflug 3,5 kg (4,4 l) pro 100 km und Person
(Quelle: Bürgerinitiative in Hamburg, abgerufen 25.2.2011).
Der Flottenverbrauch der Lufthansa liegt bei 4,3 l Kerosin / 100 Personen-km, darunter die Langstrecke (> 2500 km) bei 3,8, die Mittelstrecke (800-2500 km) bei 4,9, die Kurzstrecke (< 800 km) bei 7,7 l Kerosin / 100 Personen-km
(Quelle: Lufthansa, Stand 2009, abgerufen 25.2.2011).

 

Weitere Treibhausgase:
Vor einer Berechnung des CO2-Effektes einiger Beispielflüge verlassen wir den Bilanzraum "CO2" und dehnen die Betrachtung auf weitere Treibhausgase aus.
Zur Erinnerung, die "sonstigen Treibhausgase" machen weltweit insgesamt etwa ein Drittel aller Klimagase aus.
Die Tabelle rechts oben zeigt die Relationen für den Flugverkehr. Von links nach rechts sind dargestellt: CO2, Ozon, Methan, Wasser, Kondensstreifen, Cirrus-Wolken, Sulfate, Ruß, Summe (ohne Cirrus-Wolken).
Der Wert für CO2 beträgt 0,02 W/m2 Strahlungswert, die Zunahme von Ozon und Kondensstreifen führt trotz einer (ozonbedingten) Abnahme von Methan zusammen mit kleineren anderen Effekten zu einer Summe von über 0,04 W/m2, d. h. der Treibhauseffekt ist gut doppelt so hoch wie der des erzeugten CO2 allein.
Rechnete man den - wissenschaftlich schwach belegten und umstrittenen - Effekt der Cirruswolken hinzu, käme man auf einen Faktor Drei. 

 

Beispiel 1: Ein
Kurzstreckenflug Frankfurt - Hamburg (400 km) und zurück erzeugt einen Mehrausstoß von 3 % CO2-Äquivalenten.
Beispiel 2: Ein Mittelstreckenflug Frankfurt - Mallorca (1250 km) und zurück erzeugt einen Mehrausstoß von 6,1 % CO2-Äquivalenten.
Beispiel 3:
Ein Langstreckenflug Frankfurt - Singapur (10400 km) und zurück erzeugt einen Mehrausstoß von 39,1 % CO2-Äquivalenten.

Nebenrechnung: Flug 1: 4 (Hundert km) x 2 (Hin und zurück) x 7,7 l/100 km x Dichte 0,8 kg/l x CO2-Konversionsfaktor 3,09 x 2 (Faktor für sonstige Klimagase) = 304 kg CO2-Äquivalente/Jahr (3 % von 10 Tonnen).
Flug 2 / 3 sind entsprechend mit einem Verbrauch von 4,9 / 3,8 l/100 km gerechnet.

In der Grafik ist das CO2 wie gewohnt in den inneren Kreis (entsprechend dem Primärenergieverbrauch als CO2), eingetragen, die zweite Hälfte der restlichen Klimagase in den äußeren Kreis aller Treibhausgase.
Das dritte Drittel der - wissenschaftlich nicht gesicherten - Cirruswolken - ist punktiert dargestellt.
Man erkennt, dass ein Langstreckenflug den durchschnittlichen persönlichen Jahresausstoß (10t CO2 oder 15 t CO2-Äquivalente), konservativ gerechnet, um grob ein Drittel erhöht.

Der Artikel "Flugverkehr heute und morgen" von ESPERE, Max-Planck-Institut Mainz, 2007 beschreibt anschaulich einige der oben genannten und weitere Fakten sowie Prognosen zum Flugverkehr.
Siehe auch
Verkehrsmittelvergleich.