__________________________________ Das Buch: "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

______________________________________________ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Wie instabil ist das heutige elektronische Börsensystem?

 

Herzkammerflimmern der Börse
 

Am 6.5.2010 fiel die Börse der Wall Street innerhalb von wenigen Minuten um fast 1000 Punkte, der höchste jemals erreichte Sprung.

Quelle: FAZ vom 8.5.2010 (Textausschnitt)

Herzkammerflimmern

Dow-Jones-Index, Tagesausschläge im Vergleich zum Schlussstand des Vortages, gemessin in Indexpunkten (absolute, nicht prozentuale Veränderung).
Quelle: FAZ vom 8.5.2010 (Bildausschnitt)
 

Der "Pulsschlag" in der oben dargestellten Graphik zeigt, dass die Instabilitäten ab den achziger Jahren zugenommen haben, mit einem weiteren Instabilitäten-Sprung Mitte der neunziger Jahre.

Zwei Drittel aller Börsentransaktionen werden zwischen Computern abgewickelt, ohne menschliches Zutun. Der Handelsanteil, der sich außerhalb der New Yorker Börse (NYSE) bewegt, stieg von 2006 bis 2010 von 20 auf 60%. Die NYSE und elektronische Handeslnetzwerke benutzen modernere Supercomputer als die Nasa. Seit einigen Jahren gibt es High-Frequency-Traders (HFT's), die sich und den traditionellen Händlern einen Kampf um Mikrosekunden liefern. Es wird mit "predatory algorithms" ("räuberische Algorithmen") gearbeitet, die die Sekundenbruchteile zwischen Angebot und Abschluss von traditionellen Großkunden ausnutzen.

Der Kurssturz am 6.5.2010 wurde voraussichtlich durch einen Verkäufer von Terminkontrakten auf den Aktienindex S&P 500 ausgelöst, der kurzzeitig für 9% des Handelsvolumens dieser Derivate verantwortlich war. Die eingeleitete Talfahrt wurde durch automatische Mitläuferprogramme verstärkt. Ab gewissen Punkten stoppten einzelne Netzwerke und Trader ihre Aktionen per Hand, wodurch die noch offenen Verkaufsaufträge keinen Markt mehr fanden und die Kurse ins Bodenlose stürzten. Erst der menschliche Eingriff stoppte den freien Fall.

In Summe, es lag kein menschliches oder Programm-Versagen vor, sondern das System als solches ist durch die Entwicklungen der letzten Jahre hochgradig instabil geworden.

Siehe unten ein Artikel, der die technologischen Hintergründe etwas erklärt.

Quelle: FAZ vom 8.5.2010