_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Welchen Anteil hat die globale Abholzung am menschlichen CO2-Ausstoß?

 

Der Wald als Kohlenstoffspeicher


  Odenwald, 2011

 

 
  Quelle: FAO, "State of the World's Forests 2011", dort: Annex, Table 2 und Table 3; abgeleitete Werte berechnet
"lebende Biomasse": Kohlenstoff über und unter der Erde
   

Die Tabelle rechts zeigt die globale Waldfläche
(2. Spalte), aufgeteilt nach Regionen, in Summe etwa 40 Mio. km2 (Zum Vergleich der globalen Flächen s. auch Landwirtschaft - Flächennutzung).
In jeder Region sind zusätzlich die drei Länder mit der jeweils größten Waldfläche mit aufgeführt.
Die farbig markierten Spalten zeigen die Änderung der Waldfläche in den beiden letzten Jahrzehnten.
Die rechteste Spalte nennt exemplarisch Schätzungen für die Kohlenstoff-Speicherung pro km2. Diese Zahlen sind mit sehr großen Ungenauigkeiten behaftet (s. weiter unten), zeigen jedoch als Relativwerte einen Speicherunterschied des Faktors Vier zwischen tropischen Urwäldern (z. B. Kongo, Brasilien) und gemäßigten oder borealen (nördlichen) Wäldern (z. B. China, Russland).

Man kann ablesen, dass gerade flächenmäßig wichtige tropische Regionen wie Zentralafrika, Südamerika oder Südostasien/Ozeanien starke Abholzraten haben.
Als Aufforstungsländer ragen China und Indien heraus.
Insgesamt hat der jährliche Flächenverlust in den beiden letzten Jahrzehnten von 0,21% auf 0,13% abgenommen.


Wie hoch ist die Kohlenstoffspeicherung im Wald?

Die FAO (Food and Agricultural Organization) nennt an anderer Stelle eine globale Wald-Speicherung von
283 Gt C (Gigatonnen Kohlenstoff)
             Biomasse über der Erde
 28 Gt C  totes Holz
317 Gt C Biomasse im Boden (obere 30 cm)
(Quelle: FAO "State of the World's Forests 2011", dort Kap. 3, S.59).
In Summe wären dies 638 Gt C, oder durchschnittlich 16000 t C / km2 (entsprechend 160 t C / ha oder 16 kg C / m2). 
Aus anderer Quelle (Emanuel et al., 1991, bei F. Joos, 2008) werden 25-30 kg C / m2 genannt.
Eine weitere Studie (Sabine et al., 2004, bei F. Joos, 2008) kommt auf ca. 41 kg C / m2 für die Wälder (Wert berechnet), davon entfallen ca. 2/3 auf den Boden (bis 3 m Tiefe). Dieselbe Quelle ordnet nebenbei der sonstigen Vegetation (Grasland, Savanne, Tundra u.ä.) weitere 2200 Gt C zu, um auf eine Gesamtspeicherung von  ca. 3800 Gt C in der Land-Biosphäre zu kommen. In den beiden vorgenannten Zahlen ist der Kohlenstoffgehalt des Humus enthalten.
Eine Forststudie für Deutschland (Quelle: AFZ-DerWald, 2009, "Der Kohlenstoffspeicher Wald und seine Entwicklung", K. Dunger et al.) nennt 12 kg C / m2 als Durchschnitt für den deutschen Wald, davon 80% über der Erde und 20% für die Wurzeln (ohne Humus).

 
Quelle: IPCC, Climate Change 2007, 4th Assessment Report, Working Group III, Kap. 9.2.1 "Forest Area", abgerufen 1.11.11
Rot: Abnahme > 0,5% pro Jahr; Grün: Zunahme > 0,5% pro Jahr; Grau: dazwischen
   

Die nebenstehende Graphik zeigt nochmals die Veränderung des globalen Waldbestandes im Überblick.



Wieviel CO2 wird jährlich durch Netto-Abholzung emittiert?
Schätzt man relativ konservativ aus den oben genannten Zahlen grob 25 kg C / m2 an Netto-Verlust von Biomasse durch Abholzung der meist tropischen Waldflächen, errechnet sich eine jährliche CO2-Emission von 4,6 Gt CO2.
Nebenrechnung: 40,3 Mio. km2 * 0,13%/Jahr *25000 t/km2 * 3,67 (Konversionsfaktor C --> CO2)

Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Vereinte Nationen) schätzte für 2004 die CO2-Emissionen durch Entwaldung und Zerfall sonstiger Biomasse wie Torf auf 17,3% von 49 Gt CO2/Jahr (s. untenstehende Graphik), d. h. auf ca. 8,5 Gt CO2/Jahr. Der Anteil von Torf (Zerfall durch Trockenlegung) mag auf grob 2 Gt CO2/Jahr geschätzt werden (keine Quellenangabe)

Quelle: IPCC, Climate Change 2007, 4th Assessment Report, Kap. 2.1 "Emission of long lived GHG" (Greenhouse Gases); abgerufen 1.11.11



Mittelt man die oben entwickelten Werte auf ca. 5 Gt CO2/Jahr Emission durch Abholzung, entspricht dieser Wert etwa 20% der CO2-Emission durch Verbrennung fossiler Energieträger (wie aus dem oben dargestellten Kuchendiagramm (b) abzulesen ist). Über ein Drittel der Entwaldung wird durch Viehzucht ausgelöst, siehe Klimagasausstoß durch Ernährung.

Abschließend ein Vergleich:
Die Atmosphäre enthält aktuell etwa 390 (Volumen-)ppm an CO2, dies entspricht ca. 3000 Gt CO2. Der Gehalt steigt jährlich um 1% an.
Man kann dies vergleichen mit der oben genannten Gesamtbiosphären-Speicherung von 3800 Gt C, oder 14000 Gt CO2 (Konversionsfaktor 3,67). Die Biosphäre speichert das 4-5 fache der Atmosphäre an Kohlenstoff. Andere Quellen nennen das 3-4 fache (F. Joos, 2008).

 

 Bayerische Voralpen, 2011