Die Biosphäre als Summe aller lokalen Biotope - eine nutzbare, aber auch zerstörbare Ressource
Biosphäre
Der Begriff "Biosphäre" bezeichnet die Gesamtheit alles Lebens auf der Erde; alle Lebewesen, alle Spezies, im Wasser, auf dem Land und in der Luft.
oben: Gnu- und Zebraherde, Kenia, 2007 unten: Küstenregenwald, Brasilien, 1999 |
oben: Landwirtschaft mit künstlicher Bewässerung, Kalifornien, USA, 1984 unten: Rotes Meer, Ägypten, 2007 |
Hier nochmals eine Definition des Begriffs "Allmende" (s. auch home):
Ein der Allgemeinheit zugängliches, knappes Gut, das von verschiedenen Akteuren genutzt wird. Eine Über-Nutzung der Allmende-Ressourcen bewirkt einen nachhaltigen (verzögerten, dauerhaften) Schaden für die Gesamtheit der Akteure.
Die Biosphäre kann in mehrfacher Hinsicht als Allmende angesehen werden:
Menschliches Handeln kann Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen. Der begrifflichen Klarheit zuliebe wird im Folgenden unterschieden zwischen "direktem" Nutzen/Schaden für das Wohlbefinden des Menschen (anthropozentrische Sicht) und anderen Wertesystemen (nicht-anthropozentrische Sicht).
1. Allmende "landwirtschaftliche Nutzfläche" - anthropozentrische Sicht
- Reicht der Ertrag für alle Nutzer? [Nein: Menschen hungern] - Das Allgemeingut ist knapp
(Dass eine Umverteilung oder Umnutzung (z. B. weniger Fleischkonsum) oder eine niedrigere Weltbevölkerung die Antwort ändern könnte, ist für die Betrachtung des Istzustandes außer Belang). - Wird nachhaltig gewirtschaftet? [Es gibt Beispiele für "Nein": Bodenerosion, Versalzung, Waldvernichtung, Gewässerverschmutzung] - Das Allgemeingut ist in seiner Funktionalität bedroht.
2. Allmende "stabile Ökosysteme" - anthropozentrische Sicht
- Beispiel 1: Reduzierte UV-Absorption in der Atmosphäre durch Eintrag von (u.a.) Fluorchlorkohlenwasserstoffen, unter Bildung des "Ozonlochs". Der Mensch, bei den entsprechenden Breitengraden und Jahreszeiten, wird direkt geschädigt durch erhöhtes Hautkrebsrisiko; bei anderen fellfreien Tieren, dem Licht ausgesetzten terrestrischen Pflanzenteilen sowie Plankton sind entsprechende Schadensbilder wenig untersucht.
Das Allgemeingut Atmosphäre wurde nicht nachhaltig bewirtschaftet und es entstand ein langfristiger Schaden. Dieses Beispiel ist wohl das erste von der Menschheit gelöste globale Allmendeproblem (s. auch Ozonloch). - Beispiel 2: Klimawandel durch Erhöhung der Treibhausgase. Von diesen stammen, ausgedrückt in CO2-Äquivalenten, etwa 18 % aus der Nutzung der Biosphäre, sprich Landwirtschaft. Dies sind 8 % als CO2 aus der Waldabholzung, 6 % als Methan (CH4) aus der Wiederkäuerhaltung, 4 % als Lachgas (N2O) aus der Gülle- und Mist-Verwendung (s. auch Klimagasausstoß durch Ernährung).
Auch hierbei wurde das Allgemeingut Atmosphäre nicht nachhaltig bewirtschaftet. Die drohenden Schäden (Verringerung/Verschlechterung der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche, Landverlust durch Meeresniveauanstieg, Zunahme von Extremwetterereignissen, Verschlechterung menschlicher Lebensbedingungen) sind noch nicht hinreichend quantifiziert. - Beispiel 3: Potenzielle Verschlechterung der "Ökosystem-Dienstleistungen" durch laufende Ausrottung von Arten.
Es sind ca. 1,8 Mio. Arten bekannt, Schätzungen (geringer Genauigkeit) gehen von insgesamt ca. 10 Mio. Arten aus. In diesem Zahlenrahmen wird die Ausrottungsrate mit ca. 30 000 Arten pro Jahr abgeschätzt, das entspricht etwa 0,3 % pro Jahr. Wissenschaftler sprechen vom "sechsten Artensterben" im Lauf der gesamten Evolution (s. auch Klimafaktoren der Erdgeschichte). Quelle: Niles Eldredge, "Life in the Balance - Humanity and the Biodiversity Crisis", 1998.
Was können die Folgen des Artensterbens sein? Genannt sei die Anfälligkeit von Monokulturen für biologische, klimatische oder Umwelteinflüsse (Schädlingsepidemien, Waldsterben durch sauren Regen), oder das "Umkippen" von Gewässern durch (lokale) Vernichtung der regenerierenden Spezies.
Das auch nur lokale Aussterben einer wichtigen Befruchterspezies (z. B. der Biene) oder einer wesentlichen Darmflora-Bakterie hätte gravierende Effekte. In wilden Pflanzen wurden und werden Wirkstoffe gesucht und entdeckt, die medizinische Wirkungen haben. Manches Krebsmittel verdankt seine Existenz einer seltenen Pflanze, die morgen ausgestorben sein könnte. Quelle: Niles Eldredge, "Life in the Balance - Humanity and the Biodiversity Crisis", 1998.
3. Allmende "Schöpfung" - nicht-anthropozentrische Sicht
Hier soll die Ethik angesprochen werden. Sind wir, die Menschheit, allein durch unsere schöpferische und zerstörerische Macht legitimiert, unbeschadet einer Nutzen-Schaden-Betrachtung für das Wohlergehen unserer eigenen Spezies, gedankenlos, fahrlässig, vermeidbar oder absichtlich beliebig und irreversibel in die Natur einzugreifen?
Dies ist sicherlich eine komplexe Frage, die keine rasche Antwort findet. Seit die Menschheit ihre Gedanken durch Schrift überliefert, beschäftigt sie sich nachweislich mit diesem Thema; die Texte der Weltreligionen und der Philosophen belegen dies, ebenso wie mündliche Überlieferungen indigener Völker (z. B. Aborigines Australiens, Indios Südamerikas, Indianer Nordamerikas).
Es wäre, nach Meinung des Autors, zumindest überheblich, aus der zunehmenden gestalterischen und zerstörerischen Fähigkeit des Menschen keine entsprechende Verantwortung abzuleiten.