Empire - Ressourcen der Macht: Werden und Vergehen der mächtigsten Staatsgebilde im historischen Zusammenhang
Teil 3
Die mächtigen Reiche dieser Erde - Schlüssel zur Macht (3)
(12) China hatte im 18. Jht.durch koloniale Festlanderoberungen seine größte Ausdehnung erreicht und ist heute ein Vielvölkerstaat, der letzte seiner Art (s. Abb. unten).
Quelle: Atlas der Globalisierung, Le Monde Diplomatique, 2009
Den Paradigmenwechsel der Entdeckungen (Seefahrt), der Erfindungen und deren wirtschaftlich getriebener Umsetzung (Industrielle Revolution) hatte es verstreichen lassen, und den dadurch ausgelösten globalen Wirtschafts- und Finanz-Imperialismus im 19. Jht. nur knapp als unabhängiges Reich überlebt (Zwangsöffnung der Handels unter diktierten Bedingungen in den Opiumkriegen ab 1842). Die militärischen Offensiven Japans ab 1894 (rasche Niederlage, Verlust Taiwans, Zwangsöffnung für japanischen Handel) trafen China ebenfalls überraschend.
1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet; nur die geopolitische Lage nach dem Zweiten Weltkrieg (Japan als Verlierer, die Sowietunion als strategischer Gegner der "westlichen Staaten") sicherte Chinas Überleben als selbständiges Reich in den heutigen Grenzen.
Nach Bürgerkriegen wurde 1949 die Volksrepublik China als kommunistische Diktatur gegründet.
Keine gute Startposition für ein Empire, hätte man noch 1980 gesagt.
Heute, 30 Jahre später, ist China der größte Kapitalgeber, der größte Exporteur und der größte Kohlendioxidproduzent der Erde. Das über Jahrhunderte diagnostizierte Desinteresse, sich mit dem "Schlüssel zur Macht" zu beschäftigen, wich innerhalb kürzester Zeit einer überdurchschnittlichen Motivation und Lerngeschwindigkeit. Die Gründe sind zu suchen. Siehe auch China.
(13) Machtzentren heute in Schlagworten:
- die USA: Führend in Waffentechnik, Informationstechnologie und Finanzwesen; letzteres zeigt Schwächen; hoch verschuldet; geringe Lernfähigkeit bezüglich der neuen globalen Herausforderung Klimawandel
- Europa: Wirtschaftlich gut aufgestellt; wenige Rohstoffe, führend in Investitionsgütern und Umwelttechnologie; Organisationstruktur mit Mängeln behaftet
- China: Hat das höchste Wachstum, dadurch hohe Einkommenssteigerungen, aber auch große Infrastrukturprobleme; führender Kapitalgeber
- Indien: Bevölkerungsmäßig zweitgrößte Nation mit ebenfalls hohem Wachstum; hinduistisches Kastensystem in multikulturellem Umfeld
- Russland: Zurückgefallen von seinem vormaligen Status; Staat und Gesellschaft offenbar nicht auf vergleichbarer Leistungsfähigkeit
- arabische Welt: Hohe kulturelle Identität; Teilmonopol für Rohstoff (Erdöl)
Rechts noch einmal die Karte der Zeit vor 4-8000 Jahren, aktualisiert. Die oben genannten Machtzentren sind in blauer Farbe eingezeichnet. |
Zusammenfassung:
Es wurden Kernfaktoren zur Bildung von Empire-Strukturen identifiziert.
Dies sind zum Einen Schlüsseltechnologien, die einer historischer Entwicklung unterliegen:
- Ackerbau, Tierhaltung (6000 v.u.Z.)
- Kanalbau (Bewässerung), Architektur (3000 v.u.Z.)
- Straßenbau, Küstenschifffahrt (Verkehr) (1000 v.u.Z.)
- Handwerk, Medizin, Astronomie (1000)
- Fernhandel, Kreditwesen (1300)
- maritime Navigation (1500)
- industrielle Revolution (Mechanisierung, Nutzung von Kohle und Eisen) (1750)
- Seeherrschaft, Eisenbahn, Telegraph (1800)
- Arbeitsteilung (Fließband), globales Finanzwesen (1900)
Absehbar kommen aktuell neu hinzu:
- Informationstechnologie
- Umweltschutztechnologie
Zu den zivilen laufen die militärischen Technologien parallel, zwei markante Beispiele seien genannt:
- Bogenschützen-Reiterei (1300)
- Nuklearwaffen (1950)
Zum Anderen spielen gesellschaftliche Faktoren eine entscheidende, teilweise sicherlich kausale Rolle:
- das Gemeinwesen: gesellschaftliche Normen, Rechtssicherheit, Menschenrechte, Privateigentum
- der Mensch: Ethik, Religion, Ziele, Rationalismus, Individualismus
Absehbar kommen aktuell neu hinzu:
- gesellschaftlich zielführender Einsatz von global online verfügbarer Information- kollektive Lerngeschwindigkeit
(Herausstellungsmerkmal im beschleuigten Technologiewandel)
[Nachtrag April 2011: Die Revolutionskaskade in der Arabischen Welt Anfang 2011 war dafür ein Beispiel.]
Paradigmen der Macht - heute und morgen:
Die nächsten Paradigmenwechsel des "Schlüssels zur Macht" werden sein:
- die Globalisierung und Vernetzung von Information
- das globale Allmendeproblem der Ressourcenknappheit (Rohstoffe, Energie, Nahrung, Atmosphäre)
- die technologische überholt die gesellschaftliche Evolutionsgeschwindigkeit
Die Welt wird zu einer Insel, auch wenn sechs Millarden Menschen nicht die selben Partikularinteressen haben.
Möglicherweise ist die kollektive Vernetzung nachhaltiger Grundsätze der entscheidende Treibsatz, um vom Autopiloten auf Handsteuerung der menschlichen Zukunft umschalten zu können, und die Macht über unser Schicksal wahrzunehmen.
Dezember 2010