_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Wald gegen Wild

 

Wild im Wald: Schädling oder natürlicher Bestandteil?

April 2024


Hirsch, Reh und Gams sind Bestandteile des Ökosystems mit vielerlei Funktionen. Die Deutsche Wildtier Stiftung fasst zusammen (1):

  • Die Beweidung im Offenland, in Übergangsbereichen und im Wald erhöht zumeist die Artenzahl an Sträuchern, Stauden, Farnen und Moosen.
  • Im Wald steigt die Lichtverfügbarkeit, mosaikartige und offene Strukturen werden erhalten, dadurch wird auch die Fauna positiv beeinflußt - etwa durch mehr Insekten- und Vogelarten.
  • Die Trittspuren öffnen den Boden, was zu einer erhöhten Keimrate führt.
  • Durch Fell und Hufe oder durch Verdauung werden Samen teilweise sehr weit verbreitet.


Natürlich sind es nicht diese Eigenschaften, die die wildlebenden Huftiere zum Konfliktthema machen, sondern der Verbiss an Baumjungpflanzen, der ungünstigerweise noch dadurch erhöht wird, dass Kulturfolgen (Besiedelung durch den Menschen) sie vom Offenland in den Wald vertreiben.
Hier scheint eine Abwägung nach wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien erforderlich.
Diese Seite möchte einige Fakten dazu referieren.

Schalenwild frisst Baumtriebe, je mehr Wild, desto mehr Verbiss. Das Bayerische Waldgesetz dient, neben dem Erhalt der Waldfläche und der Erzeugung von Holz, unter anderem auch dazu, "einen standortgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes unter Berücksichtigung des Grundsatzes "Wald vor Wild" zu bewahren oder herzustellen" (2). Die Priorität ist, man möchte sagen kompromisslos, definiert.
Um den Wildeinfluss quantitativ zu bewerten, führt Bayern alle drei Jahre Messungen an rund 20 000 Verjüngungsflächen durch, wo der frische Leittriebverbiss an Pflanzen zwischen 20 cm und rund 1,80 m Höhe gezählt wird. Im Jahr 2021 lauteten die Verbisszahlen: Fichte 2 %, Tanne 11 %, Kiefer 5 %, Buche 16 %, Eiche 25 %, Edellaubbäume 23 %. Die Zahlen sind seit 2000 stets ähnlich, mit Spitzen 2006 und 2018.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die reinen Verbissprozente eine systematische Schwäche aufweisen: Wenn von zwei Bäumen auf einer Probefläche einer verbissen ist, lautet die Verbisszahl 50 %, das klingt sehr hoch. Aber vielleicht ist die betreffende Baumart an dieser Stelle einfach schlecht geeignet? Wenn hingegen auf einer anderen Probefläche von 100 Bäumen 50 verbissen sind, ergibt das ebenfalls 50 %. Aber können die 50 ungehindert wachsenden Bäume nicht eine erfolgreiche Verjüngung gewährleisten? Es fehlt mit dieser Methode ein Bezug zwischen Wildschaden und Waldaufwuchs, dazu mehr weiter unten.

Was also bedeuten diese Zahlen? Sind sie für die Waldentwicklung zu hoch oder nicht? Welche anderen Einflüsse auf den Waldaufwuchs sind vorhanden und relevant?
Zielzahlen, die den Wildverbiss mit dem Walderfolg quantitativ verbinden, gibt es in Bayern nicht. Die Verbissergebnisse werden "gutachterlich" - ausschließlich als Funktion der Verbissprozent - in Abschussvorgaben umgesetzt.

Für Hirsch, Reh und Gams gelten üblicherweise Schonzeiten, die grob gesprochen vom Frühwinter bis in den Sommer reichen, abhängig von Tierart, Geschlecht und Alter.
Um die Verbissprozente zu senken, wurde inzwischen in Bayern in 90 (!) Gebieten die Schonzeit aufgehoben, es darf ganzjährig gejagt werden. Als verträglicher Wildbesatz im Winter gelten 1-1,3 Stück Rotwild (Hirsch) pro 100 ha und ein weitgehend vom Gamswild freier Wald (3).

                                      Birkhuhn-Lebensraum mit Schonzeitaufhebungsflächen
Karos: dunkelgrün "sehr gut geeignet" bis rot "nicht geeignet"; Ziffern: Nummer des Gebietes
weiße Ovale: Schonzeitaufhebungsflächen
Quelle: SPA-Managementplan (2023) (4); Eintragung der Schonzeitaufhebungsflächen (5) (näherungsweise) durch Autor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch diese strikte Abschusspolitik werden zwei Konflikte mit den Schutzzielen des Natura-2000-Gebiets Mangfallgebirge erzeugt.

  1. Wie das Auerhuhn ist auch das Birkhuhn vor allem im Winter und in der Aufzuchtzeit durch Störungen gefährdet. Die Karte oben zeigt, dass sieben Schonzeitaufhebungsflächen mit den Birkhuhn-Lebensräumen überlappen. Bei der Jagd zur lokalen Vergrämung (lokale Ausrottung) werden diese Gebiete regelmäßig begangen. Dies wurde genehmigt, obwohl gleichzeitig im Rotwandgebiet (Gebiet 5 auf der Karte) seit 2021 ein Wildschutzgebiet für Birk- und Auerhuhn eingerichtet ist, mit einem Betretungsverbot zwischen 1. Dezember und 14. Juli (6).
  2. Die extreme Absenkung der Populationsdichte der Gams führt aller Wahrscheinlichkeit nach zu Nahrungsmangel für den Steinadler (s. auch Schutzgebiet Mangfallgebirge).
                     Birkhahn
Quelle: M. Baudrexl
       Gamskitz im Adlerrevier
Quelle: M. Baudrexl
                          Steinadler
Quelle: M. Baudrexl

 



 
                                          Zielerreichung - Wildeinflussbewertung - Wilddichte
blau: Ziel bezüglich der dem Verbiss entwachsenen Bäume
braun: Wildeinfluss über die Zahl unverbissener Bäume
grün/gelb/grau: Wilddichte aus Abschätzung durch lokale Berufsjäger
weitere Erläuterungen im Text
Quelle: Reimoser 2021 (7)

Zur Klärung der Frage, welchen Wildbesatz ein Wald aushält, ist es sinnvoll, Ziele für diesen Erhalt festzulegen.
Aus dem Förderungsverein für Umweltstudien (FUST), Tirol, liegt hierzu eine Untersuchung vor (7). Auf 17 Flächen südlich des Achensees auf Höhen zwischen 1050 und 1450 m wurden von 1988-2002 auf Verjüngungsflächen Baum- und Verbisszählungen gemacht. Die abschließende Enderhebung erfolgte 2018, sodass eine Zeitspanne von bis zu 30 Jahren betrachtet wurde.
Gezählt wurden nicht nur die verbissenen Bäume (10-300 cm), sondern auch die Gesamtzahl je Hektar. Als Zielzahl wurde vom Forstbetrieb vorgegeben: Unverbissene Bäume gesamt (sofern die Gesamtzahl höher war) 3500/ha, davon 2100 Fichten, 350 Tannen und andere Nadelbäume, 1050 Laubbäume. Es wurden drei Klassen der Zielerreichung festgelegt (gut, mittel, schlecht). Für die Enderhebung 2018 im Dickungs-/Stangenholzstadium wurde als Ziel 1000 Bäume/ha, davon ein Drittel in der Oberschicht, vorgegeben. Auch hier wurden drei Zielerreichungsnoten vergeben, je nachdem ob alle Zielbaumarten gut gewachsen waren oder nicht.
Die Ergebnisse wurden verglichen mit der Wilddichte im Sommer und im Winter, wobei < 8 Tiere / 100 ha als gering, > 12 Tiere / 100 ha als hoch bezeichnet wurde, wiederum in drei Stufen.
Die Grafik zeigt das Ergebnis. Je etwa ein Drittel der Versuchsflächen erreichte das Ziel, einen Wald, der der Verbisshöhe entwachsen war, gut, mittelmäßig oder schlecht (blaue Linie). Rot wird der Wildverbiss gezeigt. Auch wenn mehr Verbiss im Durchschnitt ein schlechteres Waldergebnis ergibt (Trendlinie hellbraune dünne Linie), kann man ablesen, das drei von fünf stark verbissenen Gebieten gut oder mittel gewachsen sind. Kaum verbissene Gebiete wuchsen gut oder mittel. Für mittelmäßig verbissene Gebiete gibt es keinen Trend (je drei mit der Note Waldwachstum 3, 2, und 1).
Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass der Trend für die Wilddichte im Sommer nahezu null ist (dünne grüne Linie) und auch im Winter eher gering (dünne graue Linie).

Was kann man aus diesen Ergebnissen ablesen?
Der Wildbesatz im Winter ist proportional dem Verbiss, das hätte man erwartet. Allerdings stellen 3 von 17 Fällen Ausnahmen dar (jeweils geringe Wilddichte mit hohem Verbiss).
Beides korreliert jedoch nur sehr gering mit dem "Walderfolg", gemessen am Anteil der dem Wildeinfluss entwachsenen kleinen Bäume.
Das bedeutet, dass es noch andere wesentliche Einflüsse auf den Walderfolg geben muss, und dass der reine Bezug auf die Verbissprozent, wie Bayern es macht, zu kurz greift.

Die Weißtanne wird als integraler Bestandteil vieler Schutzwälder gesehen. Speziell zu dieser Baumart wurde in einer Untersuchung auf vier Gebieten in der Schweiz der Wildbesatz - gemessen an der Kotmenge - , der Verbiss der Weißtannen und deren Wuchserfolg in den Bereich oberhalb der kritischen Verbisshöhe verglichen (8). Als Ergebnis kam heraus, dass in einem Gebiet mit hohem Wildbesatz wenig Verbiss auftrat, und das sich in einem Gebiet mit hohem Besatz und viel Verbiss die meisten Tannen entwickelten. In dieser Arbeit wurde also kein Zusammenhang zwischen Wilddichte und Aufwuchserfolg gefunden. Als weitere Einflüsse wurden genannt:

  • Kleinsäuger, nachgewiesen durch Hasenkot und Mäuselöcher: Diese könnten in einem der vier Fälle den schlechten Aufwuchs trotz wenig Wildverbiss begründen, indem die Keimlinge schon in sehr frühem Stadium reduziert wurden.
  • Als wahrscheinlichstes wurden Standortfaktoren genannt, wie z. B. die Lichtintensität. Dazu wurden mit Tannenkeimlingen Gartenversuche angestellt, in denen diese künstlich "verbissen" wurden. Pflanzen in der Sonne konnten Leittriebverbisse innerhalb von zwei Jahren nahezu ausgleichen, während dies Pflanzen im Schatten nur unzulänglich gelang.

 
                                Sukzession
vorn: Lichter Bereich, viel Aufwuchs
hinten: Waldbereich mit dichter Kronendeckung, kein Aufwuchs
Quelle: Mair 2024
 

Dies würde bedeuten, dass in dichtem Wald mit Bäumen nahezu gleichen Alters und durchgehender Kronendeckung eine Verjüngung wildempfindlicher sein würde als in offenem Gelände. Dazu wurden Untersuchungen in Windwurfflächen in der hochmontanen Stufe der Alpennordseite durchgeführt. Im Vergleich zwischen umzäunten Arealen und benachbarten Flächen mit hohem Wildbesatz ergab sich, dass etwa die verbissempfindlichen Vogelbeerbäume im Kontrollbereich nach drei Jahren um 30 % höher waren, während alle anderen Bäume gleich schnell wuchsen. Die Baumzahl erhöhte sich in diesem Zeitraum von 1200 auf 5000 Bäume/ha. Offenbar war das üppige Vegetationsangebot so groß, dass die Huftiere nur einen kleinen Teil davon nutzten.

An dieser Stelle sei als allgemeiner Einflussfaktor noch ergänzt, dass das Ernährungsverhalten von Wild von dem ihm zu Verfügung stehenden Lebensraum geprägt ist. Rehe etwa sind "von Natur aus" keine reinen Waldbewohner, sondern ziehen Waldrandgebiete oder sogar Offenland, sofern es genug Deckung bietet, vor, da dort häufig mehr Nahrung zur Verfügung steht. Erst wenn ihm dieser lichte Lebensraum durch Besiedelung oder auch durch menschliche Anwesenheit genommen wird, zieht es sich ins Waldesinnere zurück und verursacht dann dort auch mehr Fraßschäden.
     

 
                       Modell zur individuenbasierten Waldverjüngung
Fette Linie: Einfluss ohne Verbiss
Treppenlinie: Einfluss einer Durchforstung
dünnere Linie und gestrichelte Linie: Wildverbiss auf Null oder auf 1 Exemplar
Quelle: Suter 2005 (9) 

Die bereits erwähnte Arbeit von Suter (9) stellt ein individuenbasiertes Modell zur Waldverjüngung dar. Die Abbildung rechts zeigt oben schematisch den Gang von vielen Keimlingen zum einen überlebenden Großbaum. Darunter ist die Zeitkurve der Baumanzahl dargestellt, ohne Verbiss (fette obere Linie), mit Durchforstung (Kombination mit Treppenlinie) und mit Verbiss (beide untere Linien). Der Verbiss kann zum Totalausfall führen (untere durchgezogene Linie) oder auch normaler Bestandteil zu einer durchschnittlichen Entwicklung sein (gestrichelte Linie). Unten sind die wichtigsten Einflussfaktoren für die Waldentwicklung in ihrer zeitlichen Abfolge abgebildet. Neben der Lage (genannt sind Boden, Wasser, Schnee) spielt die Prädation (Fraß durch Kleinsäuger, s. o.) die wichtigste Rolle. Danach setzt Verbiss und ggf. der Einfluss von Pilzen ein, und das Licht (s. ebenfalls oben) spielt eine tragende Rolle. Im späteren Verlauf entscheidet die Konkurrenz der Bäume untereinander, wer das Rennen macht.
Die Veröffentlichung weist darauf hin, dass Bäume zwischen 80 und 500 Jahren alt werden, dass Verbisseffekte nur in der Jugendphase gemessen werden und damit alle anderen Faktoren außer acht gelassen werden.

Einen zahlenmäßigen Überblick über den Einfluss der Huftiere auf die Waldverjüngung einiger wichtigen Baumarten in der Schweiz bietet eine Veröffentlichung des Schweizerischen Forstvereins (10). Zum allgemeinen Verständnis werden im Folgenden die landesweiten Durchschnittswerte für Verbissprozent (jährlich verbissene Bäumchen pro Gesamtzahl der Bäumchen) genannt: Arve/Zirbel 0 %, Fichte 2,4 %, Buche 3,2 %, Föhre 6 %, Lärche 8 %, Esche 17 %, Tanne 19 %, Ahorn 19 %, Vogelbeere 36 %, Eiche 39 %.
In der Schweiz werden diese Verbisszahlen nicht direkt für Steuerungsmaßnahmen verwendet, sondern in Relation gesetzt zum erfolgreich aufgewachsenen Jungwald, gemessen in Stammzahl pro Hektar. Die resultierenden artspezifischen Grenzwerte für Verbissintensität werden kantonal und teilweise auf lokaler Ebene erstellt. Für die Tanne liegen sie durchschnittlich zwischen 16 % für die Höhenlage von 700 m abnehmend auf 8 % für 1400 m. Obwohl der Tannenverbiss, siehe oben, meist höher liegt, werden in den montanen Bereichen der Nordostalpen Jungwaldzahlen von circa 500-1000 Bäumen je Hektar erzielt.
Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die kantonale Zahlenaggregation die lokalen Verhältnisse ungenügend beschreibt. So sei der Verbissschaden stark von den Wachstumsbedingungen am Standort abhängig. Ein und diesselbe Baumart könne unter guten Bedingungen zum Teil jahrelangen Verbiss ohne größere Höhenverluste überstehen, während in ungünstiger Lage auch wenig Verbiss zu ihrem Tod führen könne. Ein linearer Zusammenhang zwischen Verbissprozent und Aufkommen der Waldverjüngung könne daher nicht angenommen werden.

Die Veröffentlichung von Suter (9) verdeutlicht dies. Für die Weißtanne wurden in der Schweiz keine Zusammenhänge zwischen Huftierdichte, Huftierverbiss und Weißtannenbestand gefunden. Die Karten unten zeigen dies. Während die Huftierdichte (unten links) grob von West nach Ost steigt, von etwa 6 bis 24 Tiere/100 ha (11), verläuft die Regenerationsgüte (oben links), gemessen in Bäumchen in Verbisshöhe pro Hektar geteilt durch Verbissprozent, in ost-west-verlaufenden Gebietsstreifen. Auch die Weißtannendichte (Karte rechts unten) zeigt keine klare Korrelation: So gibt es zwar beispielsweise eine niedrige Tannendichte bei hohem Wildbestand in Graubünden (südöstlicher Teil der Schweiz), aber auch das Gegenteil kommt vor, so im Kanton Luzern (zentral gelegen westlich des auf der Karte erkennbaren Vierwaldstädter Sees).

   Verjüngungsdichte und Verbissrate der Weißtanne in der Schweiz
oben: vordere Zahl: Stammzahl / ha mit Höhe 10-130 cm
          hintere Zahl: Verbissprozent

unten:                    Huftierdichte in der Schweiz
in Rothirscheinheiten / ha (s. Anmerkung 11)
Quelle: Suter 2005 (9)
oben:                 Entwicklungsstadien eines Baumes
Die Länge der frühen Entwicklungsstadien ist überproportional dargestellt.
gestrichelt: seltene Ereignisse
Quelle: Suter 2005 (9)

unten:
         Stammzahlanteil der Tanne in der Schweiz
in % aller Bäume ab 12 cm Brusthöhendurchmesser
Quelle: Schwitter 2000 (12)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Um zum Natura-2000-Gebiet Mangfallgebirge als Beispiel für Interessenkonflikte zurückzukommen, was ist bis hier das Fazit?

  • Bayern verwendet im Gegensatz zu anderen Ländern kein Qualitätskriterium für den adulten Waldaufwuchs, sondern nutzt ausschließlich die Verbissprozent.
  • Während in Tirol < 8 Tiere je 100 ha als wenig gelten, und in der Schweiz stellenweise 20 Tiere je 100 ha einen weißtannenreichen Wald hinterlassen (ein Besatz mit etwa 12 Tieren je 100 ha liegt unter dem Schweizer Flächendurchschnitt), gilt in Bayern ein Besatz mit 1-1,3 Rothirschen (grob geschätzt also vielleicht 3-5 Huftiere gesamt) je 100 ha als Obergrenze. Es fehlt eine Begründung für diese "bayerische Besonderheit".
  • Die mögliche Bedeutung der Gams als Steinadlerfutter wird nicht berücksichtigt.
  • Um einen Zielbesatz an Schalenwild herzustellen, hat man sich für die Schonzeitaufhebung entschieden, ohne auf Rauhfußhuhn-Habitatanforderungen Rücksicht zu nehmen. Es wäre sicherlich - nach Vermutung des Autors - auch zur normalen Jadgzeit möglich, den gewünschten Bestand zu erreichen.





Quellenangaben und Anmerkungen
(1) C. Herbst et al., "Eine Literaturrecherche zu den ökologischen Wirkungen von Rotwild und anderen wild lebenden Huftieren", Faltblatt ÖkoArtCervus, Deutsche Wildtier Stiftung, Hamburg, 2016
(2) Bayerisches Waldgesetz Art. 1, Absatz 2, Satz 2.
(3) H. Kornprobst, "Wald-, Wild, Jagd-Management im Bayerischen Forstamt Schliersee / Oberbayern", Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt, 68./69. Jahrgang: 125-144 (2003/2004)
(4) Managementplan Teil II - Fachgrundlagen für das SPA-Gebiet "Mangfallgebirge", Entwurf, Bayerische Forstverwaltung, 2023
(5) Kartenmaterial aus: Verordnung über die Änderung der Jagdzeiten für Schalenwild in Sanierungsgebieten im Regierungsbezirk Oberbayern, 2019
(6) "Wildschutzgebiet im Rotwandgebiet", Landratsamt Miesbach, 2021
(7) F. Reimoser et al., "Baumverbiss durch Huftiere und Waldentwicklung - Langfristige Auswirkungen auf ehemaligen Wildschadensflächen", Beiträge zur Jagd- und Wildforschung, Bd. 46: 023-036 (2021)
(8) J. Senn, H. Häsler, "Wildverbiss: Auswirkungen und Beurteilung", Forum für Wissen 2005: 17-25
(9) W. Suter, "Vom Verbissprozent zur Walddynamik: Der weite Weg zum Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen Wald und Huftieren", Forum für Wissen 2005: 7-16
(10) A. Kupferschmid et al., "Einfluss wildlebender Huftiere auf die Waldverjüngung: ein Überblick für die Schweiz", Schweiz. Z. Forstwes. 166: 420-431 (2015)
(11) Die Wiederkäuerdichte wird in Rotwildeinheiten ausgedrückt; 1 Hirsch entspricht 2 Rehen oder 3 Gämsen; Normierung in Bezug auf ihren Nahrungsbedarf
(12) R. Schwitter (Hrsg.), "Faktenblätter zur Weisstanne (Abies alba)", Fachstelle für Gebirgswaldpflege (GWP), Schweiz, 2000