Die Bahn will bis 2020 den Lärm halbieren und erweitert
dafür ihren Werkzeugkasten, einerseits für das rollende Material (z. B. die sogenannte Flüsterbremse für Güterwagen), andererseits bei der Entwicklung innovativer Lärmschutztechnologien an der Strecke. Ein Beispiel aus Mannheim-Neuostheim, umfassend Schienenstegdämpfer und Minischallschutzwand (MSSW)
Teilnahme am Pilotprojekt der Deutschen Bahn "Innovativer Lärmschutz"
- von der Bewerbung zur Genehmigung 2008/2009
Stichworte:
- Lärmsanierung
- Lärmvorsorge
- Pilotprojekte
Die Story:
In den Jahren 2008/2009 bewarb sich eine lokale Bürgerinitiative im Raum Mannheim für einen Streckenabschnitt der Bahn, der für Lärmschutzmaßnahmen gemäß Lärmsanierungsprogramm vorgesehen war, alternativ für ein Pilotprojekt, im Rahmen dessen statt der herkömmlichen Lärmschutzwand innovative Technologien wie Schienenstegdämpfer und gleisnahe Niedrigwand (z.B. naturverträgliche Gabionenbauweise mit < 78 cm Bauhöhe) getestet werden sollen. Das Projekt wurde vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen eines bundesweiten Paketes von mehr als 40 weiteren Pilotstrecken im Juni 2009 genehmigt.
Fest zur Feier der Projektgenehmigung, Mannheim-Neuostheim, 2009
Politischer / gesellschaftlicher / technischer Rahmen:
Die Bahn hat sich zum Ziel genommen, der durch den zunehmenden Schienenverkehr wachsenden Lärmimmission bei gleichzeitig abnehmender Toleranz durch die Bürger durch Halbierung des Lärms bis 2020 zu begegnen. Dazu wurden und werden diverse technische Maßnahmen an den Zügen (Schwerpunkt Güterwagen) und am Gleis entwickelt. Viele der innovativen Lärmschutzmaßnahmen am Gleis befinden sich aktuell (2010) in der Felderprobungsphase und Genehmigungsvorbereitung durch das Eisenbahnbundesamt. Das oben genannte Pilotprojekt ist ein Baustein dieser Erprobungsstrategie. Damit soll ermöglicht werden, neben der Standardlärmschutzwand von typischerweise 2,5-3 m Höhe ab Gleisoberkante auch weitere, städtebaulich, optisch und natur-verträglichere Bausteine zur Verfügung stellen zu können.
Diese technische Entwicklung erhielt finanziell einen Beschleunigungsschub durch eines der finanzkrisenbedingten Konjunkturförderprogramme in Höhe von 100 Mio Euro.
Pressestimmen zur Story:
Quelle: Mannheimer Morgen
1/2009: Der Streckenabschnitt wird für Lärmsanierung vorgeschlagen |
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2/2009: Das "Bingener Modell", damals noch mit (nur) 10 Mio Euro gefördert, wird angestrebt |
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2/2009: Diskussion zwischen Stadt und Bürgerinitiative |
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7/2009:Das Pilotprojekt für innovaitive Lärmschutztechnologien wird vom Bundesministerium genehmigt |
Etwas Emotion
Um das Projekt wurde mehrere Monate lang mit intensiver politischer und technischer Überzeugungsarbeit gerungen. Dessen Genehmigung durch das Bundesverkehrsministerium wurde überraschend bekannt, und zwar zufällig an dem Wochenende, an dem der Triathlon in Roth (Ironmandistanz) stattfand, auf dem sich der Autor als Begleiter seiner teilnehmenden Frau befand. Es gelang einem der Mitglieder der Lärmschutzinitiative - handyfrei - uns die frohe Botschaft zu übermitteln. Wie? Das zeigt der Film (28 min):
Triathlon Roth 1
Triathlon Roth 2
Triathlon Roth 3
Triathlon Roth (gesamt, in geringerer Auflösung)
Stand Dezember 2009
Nützliche Links:
Lärmsanierungsprogramm der Bahn mit Gesamtkonzept und Prioritätenliste, Quelle: DB
sachliche und rechtliche Kurzerläuterung, Quelle BMVBS (Bundesverkehrsministerium)
Richtlinie zur Berechnung der Schallimmissionen von Schwingungen, Quelle: Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg
DB will bis 2020 Lärm halbieren
mit Hinweis auf Entwicklungsprojekt LZarG (s.u)
Entwicklungsprojekt "Leiser Zug auf realem Gleis" des BMWi mit der DB, Beginn ca. 2007
DB testet Schallschutz-Technologien
Vorstellung einiger innovativer Technologien auf der Landesgartenschau Bingen 2008, Quelle DB
Dort siehe z.B. S. 6-11 und 15-18; auf S. 22 ein Foto aus Bingen mit Gabionenwand und Schienenstegdämpfer
Homepage eines Herstellers
Investitionen der DB für innovative Infrastrukturmaßnahmen gemäß Konjunkturförderprogramm des Bundes (2009-2011). Dort sind die unterschiedlichen Lärmschutztechnologien vorgestellt (innovative Maßnahmen ab S.6), sowie die betroffenen Streckenabschnitte in Deutschland (mehr als 40 Abschnitte, mit einem Ausgabenvolumen von 100 Mio Euro); Quelle: DB
Eine von der DB entwickelte schienenmontierte Online-Laserwaage, die über die gewichtsbedingte elastische Schienenverkrümmung Waggongewichte und sogar radbezogene Unrundheiten messen kann. Da diese den Lärm mitverursachen, ließe sich damit prinzipiell ein lärm- (und abnutzungs-)bezogenes Mautsystem entwickeln. Quelle: ETR 2006, Nr. 10