_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Pressesplitter zu Euro, Finanzkrise und Friedensnobelpreis

 

19. Eurodrama, Zwischenspiel - Aufgespießtes:


Dezember 2012:

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Es folgt eine bunte Sammlung von Pressezitaten der vergangenen zwei Monate, rund um Europa und Finanzkrise, ein vorweihnachtliches Potpourri. Viel Spaß beim Lesen!

"EU-Hilfe für Zypern würde Schwarzgeld absichern - Geheimer BND-Bericht..." (FAZ vom 5.11.12)
Zypern hatte im Juni Hilfen von der EU und dem IWF beantragt.
"Nach Erkenntnissen des BND [Bundesnachrichtendienst] hätten russische Staatsbürger... 20,3 Milliarden Euro bei zyprischen Banken deponiert... Dies sei mehr als die Jahreswirtschaftsleistung des Landes... [Ein SPD-Haushaltspolitiker:] Wir können nicht mit dem Geld der deutschen Steuerzahler die Einlagen von russischem Schwarzgeld bei den zyprischen Banken absichern."

"IFO errechnet Schuldenschnitt von 47 Milliarden Euro" (FAZ vom 1.12.12)
Griechenland war Geld geliehen worden, um die Bedingungen der nächsten Auszahlung erfüllen zu können.
"Um 14 Milliarden Euro stiege... das deutsche Haushaltsdefizit des Jahres 2012 wegen der neu beschlossenen Griechenland-Hilfe, wenn man dieses Defizit versicherungsmathematisch korrekt berechnen würde, heißt es in der Mitteilung des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts."
Deutsche Politiker reagierten gereizt: SPD-Chef Gabriel: "Ich würde Herrn Sinn vorschlagen, er wechselt den Wohnort, er wird Professor in Athen." "Es sei 'alles Blödsinn', was der Ifo-Präsident erzähle."

"Bankenkrise - Siechtum mit System" (faznet vom 7.12.12)
Zwei langjährige Mittelstandsbanker stellen die Sinnfrage.
"Die Finanzwirtschaft ist dabei, sich umzubringen. An die Bankvertreter richtet sich die Frage: Wollen sie weiterhin Sterbehilfe leisten? Was zu tun ist."
... "Es ist höchste Zeit, einen Kulturwandel herbeizuführen... Das freilich wird nicht von heute auf morgen zu leisten sein, sondern ist eine Generationenaufgabe, die sich zugunsten derjenigen stellt, die künftig in Banken Verantwortung tragen... Frauen und Männer, für die das altmodische Gemeinwohl kein Fremdwort ist." 

Für am Thema Interessierte ist der Volltext lesenswert.

"Vom Krieg zum Frieden - Von Herman Van Rompuy und José Manuel Duãro Barroso" (FAZ vom 11.12.12)
Der Friedensnobelpreis wurde an die Europäische Union vergeben. Aus der Dankesrede:
Zur Frage, warum Europa heute einen "dauerhaften Frieden, keinen frostigen Waffenstillstand" hat:
"Hier kommt die 'Geheimwaffe' der Europäischen Union ins Spiel: eine einzgartige Methode, unsere Interessen so eng miteinander zu verknüpfen, dass ein Krieg nahezu unmöglich wird. Durch ständige Verhandlungen zu immer mehr Themen zwischen immer mehr Ländern."

"Finanzskandal in Österreich - Finanzbeamtin verspekuliert 340 Millionen Euro" (FAZ vom 12.12.12)
"Dabei wird ihr derzeit nicht vorgeworfen, sich persönlich bereichert zu haben. Vielmehr war es durchaus vorgesehen, dass öffentliches Geld spekulativ angelegt wird."
"Ende November habe sie ihren Vorgesetzten die Sache gestanden. Von ihr stammt auch die Zahl von 340 Millionen Euro - offenbar ist es noch niemandem sonst gelungen, die komplexen Anlageverflechtungen zu durchschauen."

"Gemeinsame Bankenaufsicht im Euroraum von März 2014 an - EZB für Großbanken zuständig..."
und Kommentar dazu "Allmächtige EZB" (FAZ vom 14.12.12)
"Die Grundsatzeinigung... wurde in der Bundesregierung als einer der größten Integrationsschritte in der Geschichte der EU gewürdigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte vor dem Bundestag, die Einigung sei 'nicht hoch genug einzuschätzen'."
Aus dem Kommentar: Das Aufsichtsgremium hierzu wird neben vier EZB-Mitgliedern pro Land einen Vertreter haben, "Zypern hat also auch dort dasselbe Gewicht wie Deutschland, obwohl der deutsche Steuerzahler fast ein Drittel des Risikos oder der Kosten trägt." "Mit dieser Bankenunion macht die Politik den Bock zum Gärtner."

"Ausgerechnet der Geradlinigste - Jürgen Fitschens Glaubwürdigkeit muss nicht dauerhaft unter den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen leiden" (FAZ vom 14.12.12)
Mit "Vorwürfen der schweren Steuerhinterziehung, der Geldwäsche und der Strafvereitelung" untersuchten 500 Ermittler die Geschäftsräume der Deutschen Bank, fünf Mitarbeiter wurden verhaftet.
Der Co-Vorstandsvorsitzende Fitschen: "Wir müssen die richtige Mischung aus Gewinnstreben und gesellschaftlicher Verantwortung finden... Nicht alle legalen Geschäfte seien auch legitim."
"Wer nur bei der Deutschen Bank arbeiten wolle, um reich zu werden, sei dort fehl am Platze."


"Google ist stolz auf Steuertricks..." (FAZ vom 14.12.12)
Google hatte, wie Starbucks, über diverse - legale - Steuertricks seine Steuerlast in Großbritannien auf einen Bruchteil reduziert. "Im vergangenen Jahr soll Google so rund 2 Milliarden Dollar eingespart haben."[wohl global]
"Für Diplomatie hatte der Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt noch nie viel übrig. Er spricht die Dinge so aus, wie er sie sieht: 'Ich bin sehr stolz auf die Struktur, die wir geschaffen haben', sagte Schmidt deshalb der britischen Zeitung 'The Independent' über das umstrittene Steuersparmodell des Suchmaschinenkonzerns: 'Das nennt man Kapitalismus.'"

"EZB will brisante Griechen-Berichte nicht offenlegen" und "Giacomo Draghi, der Zinshändler" (FAZ vom 14.12.12)
"Die Zentralbank hat untersucht, wie die Investmentbank Goldman Sachs Athen half, ein Milliardendefizit zu verschleiern und sich in den Euro zu schmuggeln. Nun will die EZB diese internen Berichte nicht herausgeben."
[Ein CDU-Haushaltspolitiker:] "Dass unser heutiger Zentralbankpräsident [Mario Draghi], der von 2002 bis 2005 Vizepräsident Europa von Goldman Sachs in London war, in solche Machenschaften verwickelt sein könnnte, beunruhigt mich zutiefst."
"Kritiker verweisen süffisant auf den Umstand, dass der Sohn des EZB-Präsidenten, Giacomo Draghi, bei der Bank Morgan Stanley ausgerechnet mit Zinspapieren handelt." ["Seit elf Jahren", mit "Staatsanleihen"]
"Morgan Stanleys Research-Team... war im Spätherbst 2011... eines der ersten, die die überraschende Zinssenkung am 3.November vorhersagten, kurz nachdem Draghi EZB-Chef wurde."

"Bonuszahlungen für Banker werden gedeckelt - EU-Parlament und Staaten vor Einigung zu Basel III" (FAZ vom 15.12.12)
"Banker dürfen demnach im Regelfall keine Boni mehr erhalten, die höher als ihr Grundgehalt sind."
[Der Verhandlungsführer der Sozialdemokraten im Europaparlament Bullmann] "sprach... von einer Revolution in der Finanzbranche. Der Kompromiss sei ein Meilenstein in einer Zeit, in der Verzehnfachungen des Grundgehalts durch Bonuszahlungen keine Seltenheit seien."

"Adieu, Obelix" (FAZ vom 17.12.12)
Die sozialistische Regierung Frankreichs hatte den Spitzensteuersatz für Einkommen ab einer Million Euro auf 75 % erhöht.
"Der französische Schauspieler Gérard Depardieu ['Obelix'] kehrt seiner Heimat aus Steuergründen den Rücken." - Er zog nach Belgien.
"Sein Leinwand-Kumpel Christian Clavier ('Asterix') hat sich bereits im Sommer nach London abgesetzt."
 
"Berlusconi will Geld drucken und schimpft auf Deutschland" (FAZ vom 20.12.12)
Der ehemalige Ministerpräsident forderte im Wahlkampf, dass die EZB "auf Wunsch der Politiker Geld...drucken" solle, andernfalls müsse Italien "ausscheiden und über eine Abwertung wieder konkurrenzfähiger werden."
"Berlusconis Worte waren dem deutschen Regierungssprecher Steffen Seibert einen Kommentar wert: Es sei ein 'im negativen Sinn phantastischer Gedanke, dass Italien aus dem Euro austreten könnte.'"

"Retter der Hedgefonds" (FAZ vom 20.12.12)
Durch die Ankündigungen des Schuldenrückkaufs durch EZB-Prädident Draghi und Finanzminister Schäuble waren die Kurse der 60 Mrd. € privater griechischer Staatsanleihen von 18 % über 25 % auf 35 % gestiegen, also auf fast das Doppelte. 10 Mrd. € Steuergeld wurden aufgewendet, um damit die Hälfte (nominell 30 Mrd. €) zurückzukaufen. Danach betrug, durch die Kursverdoppelung, die Verschuldung Griechenlands gemäß Marktwert nach wie vor unverändert 10 Mrd. €. "Das geschundene Land hat davon nichts."
"Hegefonds haben offenbar die Mechanik der gescheiterten Schuldenrückkäufe der Geschichte studiert - im Gegensatz zu den 'Eurorettern'. Deswegen ist nun der Euro-Steuerzahler 10 Milliarden ärmer und allein der Hedgefonds Third Point eine halbe Milliarde Euro reicher."
(aus einem weiteren Artikel derselben Ausgabe)
Der Vorstandsvorsitzende des Hedgefonds "Greylock Capital", die "20 % des verwalteten Vermögens... in griechische Anleihen investiert" hatte, sagte: "Man bekommt solche Gelegenheiten nicht oft."

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