_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Ein Euromärchen: Standpunkt

 

Des Kaisers neue Kleider - Ein Märchen aus Eurapien 

Als der eurapische Kaiser, prunkvoll mit prächtigen Tabus bekleidet, durch die Straßen seiner Residenz schritt, um sich huldigen zu lassen, sagte das Kind: "Er hat doch gar nichts an! Es ist doch egal, ob die Hellanten rote oder blaue Geldscheine in der Tasche tragen!"
Und einer nach dem anderen im Volk rief: "Das Kind hat recht!" Und es fiel den Bürgern wie Schuppen von den Augen, der Unterschied zwischen Tabus und Werten.
Und sie erkannten, was ihnen wirklich wichtig war, nämlich ein Eurapien aus vielen bunten Provinzen.
Und die Hellanten sagten: "Wir haben einen Fehler gemacht, wir wollen wieder unsere blauen Geldscheine." Und sie druckten sich welche. Und der eurapische Kaiser half, indem er den Hellanten Geld schenkte, wobei er darauf achtete, dass diejenigen am meisten bezahlten, die am meisten daran verdient hatten.
Dabei stellten die Provinzschatzmeister fest, dass in ihren Schatztruhen kein Geld mehr war, sondern viele seltsame Zettel auf denen stand: "Dies werden unsere Kinder bezahlen" oder "Damit kannst du viel Geld verdienen" oder "Jemand anderes ist schuld", nur Geld fand sich nicht.
Da beschlossen alle Bürger, zu sparen, und wiesen ihre Provinzminister unter Strafe an, dies auch zu tun, und wer dies nicht befolgte, wurde aus den eurapischen Provinzämtern verbannt.
Außerdem wiesen sie ihre Schatzmeister an, die Zettelhändler schärfer zu kontrollieren und die gefährlichsten der Zettel zu verbieten. Der Handel mit den Zetteln wurde mit einer Steuer belegt, um ihn einzudämmen, auch wenn Vertreter der Zettelhändler Zeter und Mordio schrien und mit Abwanderung drohten.
Nach einigen Jahren war die Angst vor den seltsamen Zetteln verschwunden, und ebenso die Angst vor verschiedenfarbigen Geldscheinen, und die eurapischen Bürger lebten glücklich und zufrieden, und ihr Verhalten war Stütze und Vorbild für die Welt.

9/2011