_ "Dilemma - Warum wir unsere Ressourcen zerstören, obwohl wir es doch besser wissen"

__ Zweite Auflage; G.Mair, Novum Verlag, 2023

Schwangerschaften, Geburten, Geburtenkontrolle und Abtreibung weltweit in Zahlen

 

Geburtenkontrolle - globale Zahlen



Im Jahr 2012 betrug die Weltbevölkerung 7 Mrd. Menschen. Es gab etwa 140 Mio. Geburten (2,0 %) (bei 208 Mio. Schwangerschaften, Stand 2008, siehe weiter unten), 58 Mio. Todesfälle (0,8 %), mit einem Geburtenüberschuss von 82 Mio. Menschen (1,2 %) (1).
Die Geburtenrate von 2,0 % pro Jahr, oder 4,0 % pro weibliche Bevölkerung und Jahr, entspricht einer Geburtenrate pro Frau von 2,5 (2,3).
Eine Reduzierung der Geburtenrate von 2,5 auf 2,1 würde das Bevölkerungswachstum stoppen. Dazu wären ca. 35 Mio. Geburten pro Jahr weniger erforderlich (4).

 
              Nutzung von Verhütungsmitteln 1990 und 2003
      in % der verheirateten Frauen zwischen 15 und 49 Jahren

Quelle: Singh 2009 (5)

Die Graphik rechts zeigt, dass 63 % aller verheirateten gebärfähigen Frauen Verhütungsmittel benutzen (Stand 2003), mit einer durchschnittlichen Steigerung von knapp 1 % pro Jahr.
Dabei liegt Afrika, der Kontinent mit den höchsten Geburtenraten (s. Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung) weit abgeschlagen mit 28 % auf dem hintersten Platz.
Je nach Land sind typischerweise 10 - 30 % davon traditionelle Verhütungsmethoden (5), wie Coitus interruptus oder die Rhythmusmethode, 90-70 % sind moderne Methoden, wie Kondom, Pille, Spirale, Hormondepots, weibliche und männliche Sterilisation.











Die untenstehende Graphik zeigt die Anwendung moderner Verhütungsmittel in einigen ausgewählten Ländern.
So verharrt beispielsweise Nigeria seit 40 Jahren auf unter 10 %, oder Pakistan bei gut 20 %, während in Äthiopien ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen ist, und in Ruanda der Prozentsatz innerhalb von fünf Jahren auf über 40 % anstieg.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

                               Anwendung moderner Verhütungsmittel 1981-2010 in ausgewählten Ländern
                                           in % verheirateter Frauen zwischen 15 und 49 Jahren

Quelle: Singh 2012 (6)


 
               Bedarf für Empfängnisverhütung
          Afrika, Asien, Lateinamerika mit Karibik
dunkelgrün: nicht erfüllter Bedarf
hellgrün: erfüllter Bedarf (traditionell oder modern)
mittelgrün: kein Bedarf (Kinderwunsch oder unfruchtbar)
Quelle: Singh 2009 (5)
 
   

                        Empfängnisverhütung und Bedarf in Nicht-Industrieländern
schwarz: Moderne Verhütungsmittel; grau: Ungedeckter Bedarf für moderne Verhütungsmittel
jeweils in % der verheirateten Frauen zwischen 15 und 49 Jahren
Quelle: Singh 2012 (6)

Die Graphik links oben zeigt, dass in den ausgewählten Kontinentalbereichen Afrika, Asien und Lateinamerika 55-19 % der verheirateten Frauen gewollt keine Empfängnisverhütung betreiben. 24-10 % würden dies gern tun, haben jedoch keinen Zugang. Diese Situation hat sich vor allem in Afrika innerhalb von 12 Jahren kaum gebessert.
Die Graphik rechts oben nennt für die Nicht-Industrieländer einen globalen Versorgungsmangel von 18 %. In Zentral-Schwarzafrika und in Westasien beträgt der ungedeckte Bedarf an Verhütungsmitteln mehr als 30 %, jeweils bezogen auf die verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter.
 

 
                      Schwangerschaften und deren Ausgang
                              in Nicht-Industrieländern 2014

Quelle: Singh 2014 (7)
                               Schwangerschaften und deren Ausgang
                                      weltweit nach Regionen 2008

Schwangerschaften pro 1000 Frauen im Alter 15-45
    dunkelgrün: Gewünschte Schwangerschaft mit Geburt oder Fehlgeburt
    hellgrün: Ungewünschte Schwangerschaft mit Abtreibung
    mittelgrün: Ungewünschte Schwangerschaft mit Geburt oder Fehlgeburt
Quelle: Singh 2009 (5)
     

Die Graphik links oben zeigt, dass in den Nicht-Industrieländern 2014 zwei Drittel der Schwangerschaften zu Lebendgeburten führten und 15 % zu Fehl- oder Totgeburten. Knapp ein Fünftel aller Schwangerschaften (19 %) wurde abgetrieben, davon mehr als die Hälfte mit unsicheren Methoden (7).

Zum globalen Vergleich, 2008 betrug die Zahl der Schwangerschaften weltweit 208 Mio., davon 185 Mio. (89 %) in den Nicht-Industrieländern (5). Die Graphik rechts oben zeigt, dass die Abtreibungen je nach Region pro Jahr zwischen 14 und 37 pro 1000 gebärfähiger Frauen betragen, entsprechend beispielsweise ca. 13 % der Schwangerschaften in Afrika, 21 % in Asien oder 18 % in Nordamerika (5)

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass weltweit grob 20 % aller Schwangerschaften abgetrieben werden, davon aufgrund der Geburtenzahlen etwa 90 % in den Nichtindustrieländern, davon wiederum etwa 58 % mit unsicheren Methoden - das sind etwa 24 Mio. Fälle unsicherer Abtreibung pro Jahr

     

                  Schwangerschaftsbezogene Todesfälle in Nicht-Industrieländern
                                        verschiedene Szenarien in Referenzjahr 2012

Todesfälle pro Jahr in 1000
links Tod der Mutter, Mitte Tod des Neugeborenen (1. Monat), rechts Tod des Kleinkindes (2.-12. Monat)
    hellgrau: fiktiver Fall ohne moderne Verhütungsmittel
    dunkelgrau: Realfall mit Verhütungsmitteln wie vorhanden
    schwarz: Szenario mit vollständiger Bedarfsdeckung für moderne Verhütungsmittel
Quelle: Singh 2012 (6)

      
Die Graphik links zeigt nochmals die regionalen Abtreibungsraten 1995 und 2003. Sie fielen in diesem Zeitraum um etwa 8 %, jedoch nur im Bereich der sicheren Abtreibungen.
Man kann den mit weitem Abstand hohen Anteil an unsicheren Abtreibungen (in der Graphik hellgrün) in Afrika und Mittelamerika ablesen.

Schwangerschaften und Geburten sind - abhängig von der Region - Risikoereignisse für Mutter und Neugeborenes.
Die oben stehende Graphik versucht zwischen Geburtenverhütung und schwangerschaftsbezogenen Todesfällen einen Zusammenhang herzustellen: In den Nicht-Industrieländern starben 2012 etwa 5,5 Mio. Kinder im ersten Lebensjahr (4,6 %), sowie 290 000 werdende Mütter (0,24 %) (dunkelgrau in der Graphik). Hätte es keinerlei moderne Empfängnisverhütung gegeben, wären 7,3 Mio. Kinder und 400 000 Mütter gestorben, allein durch die Hochrechnung der Schwangerschafts- und Geburtenzahlen (hellgrau). Andererseits wäre bei vollständiger Deckung des Verhütungsbedarfes die Geburtenzahl soweit gesunken, dass, unter sonst gleichen Bedingungen, 4,5 Mio. Kinder und 210 000 Mütter gestorben wären (schwarz). Nach dieser Rechnung wären also durch Schließen der Bedarfsdeckungslücke an modernen Verhütungsmethoden (18 % bezogen auf die gebärfähigen Frauen in Nichtindustrieländern, s.o.) etwa eine Million Todesfälle pro Jahr vermeidbar - bei unveränderter Gesundheitsversorgungslage.
                           Abtreibungsraten
               nach Regionen, 1995 und 2003

Abtreibungen pro 1000 gebärfähiger Frauen
    dunkelgrün: Sichere Abtreibungen
    hellgrün: Unsichere Abtreibungen
Quelle: Singh 2009 (5)
   





Quellenangaben und Anmerkungen
(1) UN World Populations Prospects, 2015
(2) Die Geburtenrate heute beträgt 2,5, siehe Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung
(3) 4 % Geburten pro Frau und Jahr entspricht einer Gesamtgeburtenrate pro Frau von 2,5 bei einem Lebensalter von 63 Jahren (Rechnung: 2,5 Geburten/Frau / 63 Jahre = 0,04 Geburten/Frau*Jahr). Diese Rechnung ist mathematisch nicht ganz korrekt, da sie die reale Bevölkerungspyramide nicht berücksichtigt. 
(4) Lebensalter 70 Jahre und Geburtenrate 2,1 ergibt für 3,5 Mrd. Frauen 105 Mio. Geburten pro Jahr (Rechnung: 2,1 Geburten/Frau / 70 Jahre * 3,5 Mrd. Frauen = 105 Mio. Geburten). Die Differenz zum Istwert von 140 Mio. beträgt 35 Mio. Geburten pro Jahr. Diese Zahl ist niedriger als der Geburtenüberschuss von 82 Mio. Menschen pro Jahr wegen der alternden Bevölkerung.
(5) S. Singh et al., "Abortion Worldwide: A Decade of Uneven Progress" (New York: Guttmacher Institute, 2009)
(6) S. Singh, J. Darroch, "Adding It Up: Costs and Benefits of Contraceptive Services - Estimates for 2012" (New York: Guttmacher Institute and UNFPA (United Nations Population Fund), 2012)   
(7) S. Singh et al., "Adding It Up: The Costs and Benefits of Investing in Sexual and Reproductive Health 2014" (New York: Guttmacher Institute, 2014)